Verfahren

Sie hatten sich verfahren. Dabei hörte sich alles so einfach an: zweimal rechts, im Weinberg links und dann wieder links. Jetzt stehen sie hier. Es wird schon dunkel.

Unschlüssig, wohin die Reise gehen soll, steigen die beiden aus dem Auto und blicken sich suchend um. Als könnte ihnen das bei der Orientierung helfen. Frustriert tritt Andreas gegen den linken Vorderreifen des Wagens.

„Das kann doch nicht so schwer sein, die Universität zu finden, Michael!“


„Ja, vielleicht waren die Semesterferien tatsächlich etwas lang.“


Ein Schmunzeln huscht über die Gesichter der beiden.

„Na gut, sind ja auch noch ein paar Tage bis zur ersten Seminarsitzung. Aber wie sollen wir bis dahin den Weg finden? Das Navi hat den Geist aufgegeben und mit der Karte sind wir auch nicht weiter gekommen.“

Andreas scharrt mit den Füßen über den Feldweg, während Michael nachdenklich wird.

„Du, ich habe da mal was gelesen“, säuselt Michael in verschwörerischem Ton. Kurze Stille.

„Wir müssen nur mal nach oben gucken.“ Michael

„Und was?“, fragt Andreas. Er hat gerade keine Geduld für eine gute Erzähldramaturgie.

„Wir müssen nur mal nach oben gucken.“

Andreas blickt auf und kneift die Augen zusammen. Der Regen prasselt ihm ins Gesicht. „Ich sehe: nichts.“

„Okay, ist gerade auch ein bisschen bewölkt. Aber es kann ja nicht ewig regnen.“

„Und dann?“

„Die Sterne“, sagt Michael. „Man kann mittels der Sterne navigieren!“ Noch einmal schaut er zum Himmel, dann steigt er ins Auto.

Andreas zögert kurz, zuckt mit den Schultern. Dann fahren sie los.



Auto-Gespräche

„Da isser, der Stern!“, ruft Michael noch einmal vor Freude.

„Dass das mit den Sternen wirklich klappt, hätte ich ja nicht gedacht.“

„Der Herr Menne, einfach ein Optimist.“

Andreas setzt den Blinker und fährt den Bordstein an. Langsam rollt der Wagen vor. Michael streckt den Kopf aus dem Fenster und liest im Vorbeifahren die Fassadenbeschriftung vor: „Stern … Döner … und … Pizza.“ Seine Stimme verliert von Wort zu Wort an Zuversicht.

„Das klingt jetzt weniger nach Uni. Eher Sternegastronomie hier.“

Andreas lacht gehässig.

„Abwarten! You can’t spell Gastronomie without Astronomie”, entgegnet Michael.

“Ein Hüngerchen hätte ich ja schon. Wollen wir mal reinschauen? Vielleicht kann man uns da ja auch weiterhelfen.“

„Ei Gude“, begrüßt der Imbissbesitzer die beiden orientierungslosen Akademiker: „Was kann ich für euch tun?“


Andreas blickt auf das leuchtende Menüboard über der Theke. Nach wenigen Sekunden gibt er auf: „Was können Sie denn empfehlen?“


„Wir machen Döner und Pizza.“ Der Imbissbesitzer lacht.


Michael entscheidet sich für Döner. Andreas bestellt eine Pizza mit Paprika und Zwiebeln.

„Aber ein Pils nehmt ihr beide?“


„Ne, ich muss noch fahren“, sagt Andreas, und berichtet von ihrer Odyssee ohne Navigationsgerät. „Dann wollten wir uns an den Sternen orientieren und sind hier gelandet.“


„Da habt ihr Glück! Die Sternwarte ist nicht weit. Die Leute dort, können euch sicherlich weiterhelfen.“


Triumphierend blickt Michael Andreas an. Die beiden verschlingen Döner und Pizza, springen danach auf und fahren weiter.


Sternwarte in Sicht

Der Experte erklärt die Navigation mit den Sternen

Geschafft!

Was wir im Sommersemester 2019 vorhaben

Was Sie tun sollen


Links


Von Michael Hölscher & Andreas Menne, Mainz, im Sommersemester 2019. Mit freundlicher Unterstüzung der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft der Sternfreunde Mainz und Umgebung e.V.